Für die einen heißt es „Sport ist Mord“, für die anderen ist das komplette Gegenteil wahr: Sportliche Betätigung, körperliche Herausforderung und der Wettbewerb mit anderen Sportlern sind für sie zum Erhalt der Lebensqualität unabdingbar. Verletzungsbedingte Auszeiten stellen demnach eine große Beeinträchtigung dar, für Hochleistungs- und Profisportler mitunter gar eine Bedrohung der Existenz. Die Fachärzte der neu geschaffenen Sportklinik des Helios St. Josefshospital Uerdingen wissen ganz genau, wie ihre Patienten ticken und dass es vor der ultima ratio eines chirurgischen Eingriffs noch eine breite Palette sanfterer Therapiemethoden gibt. Davon profitierte auch der Ruderer und mehrfache Goldmedaillengewinner Richard Schmidt, dessen Freund und ehemaliger Teamkamerad Jochen Urban mittlerweile als Leitender Oberarzt in Uerdingen fungiert.
„Ich habe Richard 2008 kennengelernt“, erinnert sich Urban, der in seinem blauen Arztkittel am Schreibtisch sitzt. „Es stand die Qualifikation für den Olympiaachter an, die über Rennen im Zweier entschieden wird, und ich suchte noch einen Partner. Richard war gerade neu ins Team gekommen und ich fuhr ein Rennen mit ihm. Doch meine Wahl fiel dann auf einen anderen Teamkameraden, mit dem ich noch besser harmonierte. Richard hat mir das aber nicht übel genommen. Im Gegenteil, wir sind gute Freunde geworden und haben auch Kontakt gehalten, als ich meine Ruderlaufbahn 2010 beendete, um mich ganz auf das Medizinstudium zu konzentrieren.“ Dass Urban denselben Karriereweg einschlug wie sein Vater, ein Internist, war keinesfalls von langer Hand geplant gewesen, wie man vielleicht annehmen könnte: „Ich kam tatsächlich erst relativ spät auf die Idee, Medizin zu studieren, und hatte dann das Glück, über das Losverfahren einen Studienplatz in Bochum zu gewinnen. Mit meinem Abi-Schnitt wäre das nicht möglich gewesen“, schmunzelt Urban sympathisch. „Im Studium merkte ich dann sehr schnell, dass das genau meine Welt war.“ Die Spezialisierung auf die Sportmedizin ergab sich nach einer Hospitation in der Düsseldorfer Privatpraxis von Dr. Philipp Ehrenstein, heute Mannschaftsarzt der Fußballprofis von Bayer 05 Leverkusen und Arbeitskollege Urbans am Helios St. Josefshospital. „Die Verbindung zur Welt des Sports zu halten, fand ich sehr reizvoll: zum einen, weil ich selbst leidenschaftlicher Sportler bin, zum anderen, weil ich wusste, dass ich Sportlern mit meinem Hintergrund besonders gute Hilfestellung leisten können würde“, erklärt der Krefelder.
Auch wenn es in der Sportmedizin nicht um Leben und Tod geht, erfordert die Behandlung von Sportverletzungen gerade bei Spitzensportlern doch ein hohes Maß an Fingerspitzengefühl, Einfühlungsvermögen und eine ausführliche individuelle Beratung. „Ein chirurgischer Eingriff ist in der Regel mit einer langen Rekonvaleszenzphase verknüpft, während der der Sportler seiner Tätigkeit nicht nachgehen kann. Untätig zu sein, bedeutet für ihn einen enormen Eingriff in sein Leben. Dazu kommt, dass er leistungsmäßig zurückgeworfen wird oder im allerschlimmsten Fall sogar wichtige Wettbewerbe verpasst“, weiß Urban aus eigener Erfahrung. Jemand, dem diese Perspektive fehlt, kann nicht verstehen, was das für einen Athleten bedeutet. „Das ist bei uns an der Sportklinik anders: Wir stimmen uns eng mit unseren Patienten ab, bringen in Erfahrung, was ihnen wichtig ist und was sie sich erhoffen, und prüfen dann, welche Maßnahmen wir ergreifen. Oft fährt man mit konservativen Therapiemethoden nämlich besser als mit einem Eingriff“, weiß Urban.
So war es auch bei Richard Schmidt: „Während einer Laufeinheit im Wintertraining stürzte ich und überstreckte dabei mein Knie“, blickt er zurück. „Ich hatte höllische Schmerzen, die zwar nach einiger Zeit nachließen, aber mich dennoch weiter beeinträchtigten. Nach einer Untersuchung erhielt ich die Diagnose: Knorpelschaden. Man riet mir zu einer Operation, die mich die Teilnahme an der WM 2018 gekostet hätte, malte mir auf der anderen Seite Horrorszenarien aus, was passieren würde, wenn ich auf einen Eingriff verzichtete. Zum Glück hatte ich in Jochen einen kompetenten Ansprechpartner. Ich wusste, dass ich ihm zu 100 Prozent vertrauen konnte und dass er mir nichts vormachen würde.“ Urban hörte sich die Schilderung des Freundes sowie seine Bedenken an und riet ihm dann dazu, das Knie eine Weile zu schonen und mittels Stabilisationstrainings wieder langsam aufzubauen. Die Methode zeigte Erfolg: Die Beschwerden klangen von selbst wieder ab und bei der folgenden WM holte Schmidt die Goldmedaille im Achter – den fünften von insgesamt sechs Weltmeistertiteln. „Das Turnier zu verpassen, wäre für mich nicht nur rückblickend eine Katastrophe gewesen“, gesteht er. „Insofern bin ich sehr froh, dass ich damals den Kontakt zu Jochen aufgenommen habe.“
Das tiefe Verständnis für die Situation des Sportlers ist es, für das Urban und seine Kollegen an der Sportklinik des Helios St. Josefshospitals Uerdingen – neben hohem medizinischen Know-how und einem breiten Therapiespektrum – ganz besonders einstehen. Perspektivisch soll das Krankenhaus damit die Anlaufstelle für alle Sportler in Krefeld und Umgebung werden, Hobbysportler hier von einer Betreuung profitieren, wie sie für Profisportler schon längst selbstverständlich ist. „Wir behandeln Patienten, keine Röntgenbilder“, fasst Urban seine Überzeugung zusammen. Im Fall seines Freundes Richard Schmidt hat sie sich als richtig erwiesen. Goldrichtig.
Helios St. Josefshospital Uerdingen
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